Grosse Klasse – Christina und Michelle Naughton

München – Um es gleich festzuhalten:
Christina und Michelle Naughton sind ein hervomagendes Klavierduo. Wie musikalisch dicht beieinander sie agieren, ist große Klasse. In der zweiten ProgrammhäIfte bei ,,Klassik vor Acht” im Herkulessaal, in der die Zwillingsschwestern nicht mehr  vierhändig an einem Klavier, sondern an zwei Instrumenten spielen, Iieß sich ihr beredter Augenkontakt beobachten. Er ist  Zeicheneines perfekten Zusammenspiels. Hier konzertieren zwei Pianistinnen, die, nach solistischer Ausbildung, sehr nahe  zueinander gefunden haben. Perfekt koordiniertes Duo-Spiel ist das Eine. Das Andere ist die Interpretationsauffassung an sich:  Deutlich ist eine individuelle Handschrift erkennbar. Schon bei Mozarts C-Dur-Sonate fr.ir Klavier zu vier Händen KV 521  zielen sie auf eine geschliffen klare Stimmgewichtung und auf fein nachgehörte Zwischenmelodien. Jeder melodische Zielpunkt  wird angesteuert, aber der Klang sofort deutlich zurückgenommen. Das Ergebnis ist ein vornehmer Ton – auch im Lauten. Nicht nur der Mozart-Sonate stünde eine erdigere, die Kontraste kerniger herausstellende Herangehensweise vorzüglich, auch  Brahms’ Ungarischer Tanz Nr. 1 in g-Moll könnte bei allen kunstvollen Rubati mehr Inbrunst vertragen. Auch bei Ravels ,,La Valse” in der Fassung frir zwei Klaviere wird – nach Brahms’ wunderbar interpretierten Variationen über ein Thema von Haydn op. 56b -  manchmal das Naheliegende vergessen: der Walzerrhythmus.

Flaco Zacarias